Stadtschreiberhaus
An der Oberpforte 4, Bergen-Enkheim
Wussten Sie, dass der Stadtschreiberpreis in Bergen-Enkheim der älteste seiner Art im deutschsprachigen Raum ist?
Der Stadtschreiberpreis der ehemals selbständigen Stadt Bergen-Enkheim, die seit 1977 zu Frankfurt am Main gehört, wurde 1974 begründet und war der erste seiner Art im deutschsprachigen Raum. Inzwischen hat er viele Nachahmer gefunden. Das hohe Ansehen des Preises resultiert aus der Auswahl der Autoren und ihrer herausragenden Bedeutung für die deutschsprachige Literatur. Der Preis beinhaltet die Überlassung des Häuschens an der Oberpforte 4 für ein Jahr und ein Preisgeld von derzeit 20.000 Euro.
Wussten Sie, dass der Stadtschreiberpreis auf die Initiative eines Mitglieds der "Gruppe 47" zurückgeht?
Der Schriftsteller Franz Joseph Schneider, Bürger von Bergen-Enkheim und Mitglied der legendären "Gruppe 47", war der Initiator des Stadtschreiberpreises. Seine Idee war es, freien Schriftstellern die Möglichkeit zu geben, ein Jahr lang finanziell unabhängig zu leben. Die politische Durchsetzung dieses Vorhabens ist dem damaligen Ersten Stadtrat Alfred Schubert zu verdanken.
Wussten Sie, dass das Amt des Stadtschreibers völlig frei von Verpflichtungen ist?
Das symbolische Amt des Stadtschreibers ist mit keinerlei Verpflichtungen verbunden. "Wer es annimmt, lässt sich darauf ein, hier nichts müssen zu müssen, aber aus freiem Entschluss alles dürfen zu dürfen," sagte Jörg Steiner, Stadtschreiber 1997/98. Diese Freiheit hat wesentlich zum Erfolg des Preises beigetragen. Anders als der „Writer in Residence“ an englischen oder amerikanischen Universitäten ist der Berger Stadtschreiber Gast des ganzen Ortes.
Wussten Sie, dass die Amtseinführung des Stadtschreibers ein literarisches Volksfest ist?
Die alljährliche Amtseinführung des Stadtschreibers, begleitet von einer freien Festrede, ist der Auftakt des "Berger Marktes" und ein wichtiger Termin im Frankfurter Literaturbetrieb. Am Freitag vor dem ersten Dienstag im September strömen jedes Jahr bis zu 800 Zuhörer ins Festzelt. Zu den Festrednern zählten unter anderem Marcel Reich-Ranicki, Günter Grass, Max Frisch und Heiner Geißler.
Wussten Sie, dass der Stadtschreiberpreis von einer einzigartigen Jury vergeben wird?
Eine neunköpfige Jury, bestehend aus drei Persönlichkeiten der literarischen Welt, dem Preisträger des Vorjahres und vier engagierten, lesenden Bürgern Bergen-Enkheims, entscheidet über die Vergabe des Preises. Das literarische Urteilsvermögen der Juroren wird unter anderem dadurch bestätigt, dass acht der bisherigen Preisträger nach ihrem Stadtschreiberjahr den Georg-Büchner-Preis erhielten.
Wussten Sie, dass Bergen-Enkheim besonders stolz auf seine Nobelpreisträgerin ist?
Besonders stolz sind die Bergen-Enkheimer auf ihre Stadtschreiberin und Nobelpreisträgerin Herta Müller. In über fünfzig Jahren Stadtschreiberei haben sich die Bergen-Enkheimer ihre Autoren im wahrsten Sinne "erlesen". Seit Herbst 1977 gibt es einen Volkshochschulkurs, der sich mit den Werken der Preisträger auseinandersetzt. Die Stadtschreiber haben die Möglichkeit, andere Schriftsteller oder Künstler zu Lesungen oder Performances einzuladen, was das kulturelle Leben in Bergen-Enkheim bereichert.
Bildrechte: Dontworry, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons